Regensburg und Hochwürden auf dem Campingplatz
Heute beim Aufwachen sieht unser Stellplatz alles andere als gemütlich aus. Und von Privatsphäre ist auch keine Spur – wir verzichten darauf, unser Vorzelt für die verbleibenden 24 Stunden am Murner See aufzubauen. Umso schneller können wir morgen starten.
Wir frühstücken heute also quasi blanko und lassen uns den Kaffee vom Tisch weggucken.
![]() |
||
Heavy putzt die Platte |
Schon beim Frühstück tropft uns der Schweiß von der Stirn, und für mich ist es unmöglich, einen weiteren Tag unter dem Sonnensegel zu verbringen.
„Kojak“ – so nennen wir den merkwürdigen Biertrinker-Freund (oder vielleicht auch Angehörigen der Familie) von Thomas, dem diensthabenen Lutter – hatte vor zwei Tagen in den höchsten Tönen von Regensburg geschwärmt. Dies sei mit Abstand (!) die schönste Stadt Bayerns, und wer dort nicht hinfahre, sei selbst schuld!! Dieser Glatzkopf spricht schlüpfrig und viel von seinen zahlreichen Lebensabschnitts- und Bettgefährtinnen (die heißen der Einfachkeit halber alle „Mausi“). Er scheint aber nicht ausschließlich primitiv, sondern auch wenigstens bewandert zu sein, hat er schließlich das Moloch Wuppertal schon 1984 verlassen. Außerdem spricht er ein beachtlich unauffällig bzw. akzentfreies Oberpfälzerisch. Er bricht seine Lanze für „Ratisbona“ (lat. für Regensburg) derart mit Nachdruck, dass wir uns entscheiden, am Ende nicht als Kulturbanausen dastehen zu wollen. So also unser Plan für den Mittwoch, den letzten Tag vor unserer Abreise ins Berchtesgadener Land.
![]() |
St. Peter |
Der Regensburger Dom ist so hoch und die Domplatte so klein, dass man weder im Stehen, Sitzen noch Liegen wirklich das ganze Ding auf ein Foto bekommt. Geschulte Fotografen bekommen das sicher hin, aber wir sind multimedial, fotografisch allerdings nur laienhaft mit Smartphones ausgestattet. Man möge uns diesen künstlerischen Fauxpas nachsehen. Dafür ist der Heavy auf’m Bild – auch schön. Und weil er eigentlich eh viel besser aussieht als so ’ne olle Kirche, hier nochmal in Nahaufnahme:
![]() |
noch Fragen??? |
Die bunten Fensterchen sind ganz schön, und auch den ganzen anderen gothischen Kram kann man sich gut ansehen. Aber, was soll ich sagen? Kauft euch Postkarten vom Dom, oder googelt euch durch Wikipedia. Ich persönlich finde die Orgel, welche die größte freihängende der Welt ist, am spanndendsten. Und weil mir die Vorstellung grauenhaft erscheint, dass eines Tages in den schönen großen Kirchen die Musik auch digital oder sogar vom Band gespielt werden könnte, spende ich gleich mal einen Euro für die Orgelrestauration.
![]() |
„Schwalbennestorgel“ |
Bei den Opferkerzen halte ich mich bedeckt. Wie unverschämt: Mittlerweile sind das gar keine echten Kerzen mehr, sondern seltsame Plastikröhrchen! Vermutlich sind sie mit Petroleum gefüllt.
Die Regensburger Innenstadt ist „ganz nett“. Ich möchte mich wahrlich nicht beschweren, die Kopfsteinpflasterstraßen haben echt was. Und auch die kleinen verwunschenen Gässchen, wahlweise mit kleinen Biergärten, sind schnuckelig. Aber – mal ganz ehrlich: Ich habe 6 Jahre in Bamberg gelebt, für mich ist das kein Vergleich! Auch das Donauufer ist wirklich schön, und die leichte Brise, die da geht, tut unseren verschwitzten Leibern gut. Aber auch da – an „Klein Venedig“ kommt das einfach nicht ran. Und an die unberührten Ecken unserer heimischen Niers sowieso nicht. Okay, ich gebe zu, ich bin verwöhnt und habe höchste Ansprüche.
Es gibt jede Menge Schmuck- und Bekleidungsläden, antike Möbel und nicht zuletzt Postkarten- und Tourigeschäfte. Eines davon hat in der Auslage Frühstücksbrettchen.
![]() |
Grüße an Tom und Olaf :-) |
Nach einem ausgiebigen Marsch durch die Stadt und dem Erwerb neuer badetauglicher „Flipflops“ und einer Sonnenbrille für den Heavy haben wir uns Stärkung verdient. Wir kehren im Hofbräuhaus ein und lassen uns einen Haufen Fleisch mit Sauce und Klößen servieren. Echt super, sogar die Salatsauce schmeckt original wie von meiner Oma gemacht!
![]() |
Spezi und a Helles |
Nach einem kurzen Besuch bei Max Bahr (Fliegengitter und Liegestühle, diesmal ohne viel Diskussion – ich musste nämlich pinkeln) geht’s zurück zum Murner See, und Heavy widmet sich ein weiteres Mal der hohen Ingenieurskunst:
![]() |
Die Klettstreifen reichen nicht… |
Nach so viel Bewegung und harter Arbeit noch schnell in die Fluten gestürzt, danach ab in die Dusche.
Um zwanzig nach sieben wartet unser Pater aus Rom an der Rezeption.
Wir genießen den gemeinsamen Abend mit ihm. Mit dem neuen Grillbesteck gibt es heute kein Schweineknurps, sondern echt leckere Bratwürste und Steaks. Der Tomate-Gurke-Mozzarella-Salat ist auch nicht von schlechten Eltern. Ich glaube, wir haben den lieben Gabriel mit unseren Kochkünsten echt beeindruckt! :-)
Zu vorgerückter Stunde kramt Heavy die Gitarre aus dem Wohnwagen und singt uns ein Ständchen.
Gabriel und ich mögen beide STS und bekommen zwei, drei Textpassagen zusammen. Ich finde, der Song passt perfekt zu unserem Urlaubsfeeling hier am See.
Hört mal rein: