Familientag und schon wieder eine Wand weniger

Ab heute soll es mit der Anstrengung nach und nach abnehmen. So war zumindest der Plan – und doch kommt wieder alles anders.

Als ich um kurz nach elf auf der Baustelle auflaufe, sind Timo, Torben und Heavy mit dem Estrich im Obergeschoss beschäftigt. Torben zieht heute ordentlich das Tempo an, er hat später noch Einiges in eigener Sache vor. Leider muss ich die wunderbare Zusammenarbeit stören, indem ich einen der drei für die Fahrt zur Mülldeponie abziehe. Nur wen? Weil ich die Entscheidung nicht treffen möchte, erteile ich Heavy als Bauherr das Wort. Der wiederum will ebenfalls nicht entscheiden. Schließlich ist es Timo, der sich kurzerhand entscheidet, mitzufahren. Für mich die richtige Entscheidung, denn jener kennt sich mit den Grefrather Gepflogenheiten aus und lotst mich wunderbar über den Parcours. Hier muss man wirklich genau wissen, wo es lang geht. Dagegen ist das Luisental klein und schnuckelig. Eingangs wird mir Waage 1 zugewiesen, und ich muss am Schalter Kennzeichen, Name und Anschrift mitteilen, um eine Hängerladung Entrümpelungszeug (Kackstuhl, alte Koffer, Bücher und was wir sonst noch alles für uns Nutzloses gefunden haben) loszuwerden. Nach der Waage fahre ich ein paar Schleifen, bis wir vor der großen Halle für den „Restmüll“ stehen. Ich bin beeindruckt:

2014-03-22 11.44.22 2014-03-22 11.44.27

Nach dem Abladen müssen wir auf Waage 3, um das Leergewicht festzustellen.
Trotzdem Timo und ich sehr schnell wieder zurück sind, reicht die Zeit nicht für eine zweite Tour, denn die Deponie schließt samstags um 12.30 Uhr ihre Pforten. Ich finde 42 EUR für eine Ladung Hausmüll ziemlich überteuert, aber ich will auch nicht mit ewigem „in-Gladbach-ist-alles-besser“-Geheule nerven…

Nach und nach trudelt meine Verwandtschaft ein: Papa kommt, um erste Schritte in Richtung neuer Elektrik zu unternehmen. Mein Bruder Sebastian und mein Cousin Thorsten bieten ihrerseits ihre Fingerfertigkeit an. Zu großen körperlichen Anstrengungen soll es ja heute angeblich nicht mehr kommen. Also können wir getrost auch rückengeschwächte Helfer auf die Baustelle zitieren…

Im nächsten Schritt wird auch der letzte Rest merkwürdiger Raumteilelemente entfernt: Das Brett zwischen Küche und Wohnzimmer sowie das merkwürdige Bücherregal mit eingebauter Laternenanlage müssen dran glauben.

2014-03-22 13.05.07 2014-03-22 13.05.20

Wieder mehr Zeug für den Riesencontainer also, und das Ding ist immernoch nicht voll…

Nach einer ausgiebigen Wurstpause treffen wir eine folgenschwere Entscheidung. Der geplante „begehbare Kleiderschrank“ wird zu klein und wäre damit zwar begehbar, aber dann eben nicht als Kleiderschrank nutzbar. Mensch und Regal in einen Raum würde nicht passen. Also muss sie weg, die letzte, noch fast vollständig erhaltene Wand. Timo und Heavy stöhnen. Schon wieder schleppen! Auch Sebastian ist nicht wirklich begeistert. Wir hatten uns alle im Vorfeld gefreut, heute nicht allzu schweißtreibend arbeiten zu müssen. Papa amüsiert sich. „So ist das eben, wenn man ein Haus umbaut…“ Das Absurde an der Geschichte: Wir müssen zunächst die Tapete von der Wand nehmen. Diesmal soll der Bauschutt nämlich ins Luisental, weil die Entsorgung dort kostenlos möglich ist. Dafür dürfen allerdings keine sich zersetzenden Bestandteile in der Ladung sein. Wir hatten zwar heute ohnehin vor, mit den Tapeten anzufangen, aber eine derart sinnlose Aktion habe ich nur einmal vorher erlebt, nämlich, als wir die Wohnung meines verstorbenen Bruders auflösen mussten und der Vermieter tatsächlich darauf bestand, dass wir auch die Tapeten von den Wänden nehmen… Heute also auch Tapeten von Wänden ablösen, die eigentlich niemanden mehr interessieren. Wie schön wäre gewesen, wenn wir wenigstens an den Wänden hätten anfangen können, die später auch neu verputzt werden. Zum Glück hat mein fürsorglicher Vetter eine Packung Tapetenlöser dabei. Hier hängt die Wirksamkeit allerdings schwer vom Tapetenmaterial ab: Auf der Flurseite tun wir uns schwer, auf der Schlafzimmerseite geht das Papier fast quadratmeterweise in einem Zug runter.

2014-03-22 14.17.30 2014-03-22 14.17.36

Weil Timo diese Arbeit hasst wie die Pest, haben wir nach einer halben Stunde tatkräftiger Mithilfe seine Geduld überstrapaziert. Von nun an beschränkt er sich bei der Tapetenaktion auf kluge Ratschläge und ein kühles Blondes. Mein Vater kocht indes weiter sein eigenes Süppchen in Sachen Elektrik.

2014-03-22 14.17.47

2014-03-22 14.17.41

Danach geht’s erst so richtig los: Timo und Heavy haben die Wand innerhalb einer halben Stunde eingerissen, die Schlepperei kann leider Gottes losgehen.

2014-03-22 15.03.58

Es werden von vornherein Regeln festgelegt. In Abhängigkeit der eigenen Körperkonstitution macht jeder nur das, was er sich wirklich zutraut. Anders geht’s nicht. Thorsten und mich mit Schleppen der schweren Kübel zu belasten, wäre fahrlässig. Also schnappt er sich den kleinen Kübel, die Anderen tragen die großen, jeweils zu zweit. Meine Aufgabe ist es, die Eimer jeweils zu beladen. Nicht so schwer wie schleppen, dafür immer wieder bücken, schaufeln und irgendwie Ausdauersport.

Papa erteilt Heavy seine Hausaufgaben für den kommenden Samstag: Er soll in der Küche hinter dem ehemaligen Küchenoberschrank den genauen Standort einer Elektroleitung ausfindig machen. Hierzu wird der rechte Oberschrank abgenommen. Danach gibt es eine beinahe übersehene Überraschung: Während wir Gläser und Tassen noch in Kartons verstauen, haben sich plötzlich der Mittelschrank und die Dunstabzugshaube verabschiedet und hängen ganz schief…

2014-03-22 15.08.20

Wir schaffen es gerade noch, den Schrankinhalt zu retten, bevor das Gewicht das Ding in die Knie gezwungen hätte. Papa hat wieder ordentlich Spaß. Na klar, ist ja ausnahmsweise mal nicht SEINE Baustelle. :-)

Nach diesem Tag sind wir alle ordentlich platt. War wohl nix mit leichter Arbeit…

2014-03-22 16.15.06

DANKE an Papa, Sebastian, Timo, Torben und Thorsten! Wir entschuldigen uns jetzt schon in aller Form für den Muskelkater, den ihr alle voraussichtlich morgen haben werdet. :-( Dafür wir haben eine Menge geschafft!