Hochzeit in St. Blasien

So langsam kommen selbst wir in die Jahre.

Heavy hat sich inzwischen wohl daran gewöhnt, dass Hochzeitsfeiern zu den Möglichkeiten der Wochenendgestaltung gehören – waren doch 2010 und 2011 für ihn diesbezüglich erfüllte Jahre.

Der Dunstkreis um Börsch tut sich da etwas schwerer, was sie bisher auch als sehr angenehm empfand. – Heiraten und Kinderkriegen, das geht ja gar nicht, das ist der Anfang vom Ende… Was ist mit Konzerten und Party am Wochenende? Wie soll das alles gehen? Und kommt mit dem Trauschein nicht automatisch der graue Alltag, der Streit um die Zahnpastatube, das Reihenhaus, der Kombi mit Kindersitzen, Urlaube bei Center Parks, „vernünftige“ Altersvorsorge?
Zugegebenermaßen totales Schubladendenken. Irgendwie ist ja doch entscheidend, was man selbst daraus macht.

Als also die erste Einladung zur Hochzeit eines langjährigen Freundes bei Börsch eintrudelte, stellte sie fest, dass sie ihre festgefahrenen Vorurteile mächtig überdenken muss. Christoph, der Glückliche, ist nämlich alles Andere als ein Spießer!

Zu Schulzeiten ein kleiner vorlauter Verrückter, manchmal ein verkackter Schleimscheißer, wenn es darum ging, Lehrern nach dem Mund zu reden. Ein Chaot, aber auch schon früh ein Lebenskünstler. Jemand, der die Nase in alles stecken musste, das neu und anders war. Der sich nicht mit Sachen beschäftigen wollte, die ihm gegen den Strich gingen, ein Musiker, ein Freak. Auch nach der Schulzeit setzte er sein buntes Treiben fort bzw. trieb es eher noch auf die Spitze. Er entdeckte seine Leidenschaft für das Reisen in ferne Länder, studierte weder trockene BWL noch Pädagogik für Unentschlossene.
Ethnologie wurde sein neues Steckenpferd, und dann entdeckte er die Filmerei. Vermutlich hat er jeden Kontinent dieser Erde schon mehrfach bereist.

Wer mit diesem Lifestyle auf jemanden trifft, der diese Leidenschaft teilt, ist vermutlich gegen graue Alltagsdesaster immun. Jedenfalls, so dachte Börsch, muss Heiraten dann wohl doch nicht per se so scheiße sein.
Die Hochzeit fand im Schwarzwald statt, und Heavy sollte mit.

Auf der Hinfahrt hatten wir jede Menge Spaß mit den Nudelsalaten und Frikadellen unserer Mütter, die geschmacklich kaum auseinander zu halten waren, wie wir amüsiert feststellten. Ein absurd zusammengestellter Musiksampler (von Nino de Angelo bis Pantera alles vertreten) tat das Übrige.
Besonders gefreut haben wir uns über einen skurillen Firmennamen, das Schild musste direkt vor die Linse:

Unsere Unterkunft war herzzerreißend urig, und Börsch fand sich gar nicht mal so schlecht in Kleid und Stiefeln.
Heavy eignete sich hervorragend als Begleitung und fand in einigen von Börschs alten Schulkameraden nette Gesprächspartner.
Die Hochzeit selbst deckte alle zu erwartenden Emotionen ab: Die Trauung in der Kirche war gleichsam feierlich wie rührend-romantisch, die Kulisse am Gasthof der Braut, an dem der Sektempfang stattfand, war traumhaft schön. Am Abend wurde es feucht-fröhlich. Hier setzte sich die Kuriosität unserer Musikzusammenstellung der Hinfahrt fort: Schlager meets HipHop meets Metal meets… alles.
Alles in allem ein unvergesslicher Tag.

Danke an Christoph und Magdalena, die einen schönen Beweis dafür ablieferten, dass Althergebrachtes nicht staubig sein muss!