Versunken im Chaos
Eigentlich war ich schon richtig weit mit meiner Planung – und alles war schön.
Am 28.12. werde ich die erste von uns Beiden sein, die in die neue Bude einzieht. Allerdings jetzt irgendwie doch ganz anders als geplant.
Vor zwei Wochen war der Inhaber des Umzugsservices bei mir zuhause und hat meine Wohnung bzw. deren Inhalt inspiziert. Er kam zu dem Schluss, dass alles stressfrei ablaufen würde und ich mit 20 Kartons vermutlich locker hinkommen würde. Diese würde er mir sogar mietfrei zur Verfügung stellen. Er und seine Jungs kämen am 28. morgens vorbei, würden meine Möbel auseinander bauen, den LKW beladen, in Neuss das ganze Hab und Gut in den dritten Stock tragen und dort auch wieder zusammen bauen. – Und das alles für schlappe 300 EUR. Super! Ich habe mich gefreut und angefangen, mich um die Rahmenbedingungen zu kümmern.
Eine Sondergenehmigung für eine Halteverbotszone direkt am Haus habe ich organisiert, und Heavy hat fleißig die Schilder dafür bedrucken lassen.
Nebenher lief das sture Abarbeiten der Liste weiter. Wir haben Stromanbieter verglichen und einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen, eine neue Spülmaschine gekauft, die fürs Erste im Innenhof meiner Eltern ihr Dasein fristet. Ich habe eine große Bücherkiste an die Caritas gespendet, CDs und anderen, nicht mehr benötigten Kleinkram in Kisten gepackt, Urlaub für die Ämtergänge beantragt und und und…
Alles prima, bis…Am Wochenende ging mein Telefon. Der Umzugsmensch war dran und informierte mich darüber, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an unsere Vereinbarung halten kann. Uff.
Einatmen, ausatmen.
Trotz allen Verständnisses für seine Situation war ich nicht begeistert.
Der 28.12. ist definitiv ein beschissenes Datum, wenn man im Freundeskreis um Hilfe betteln muss. Wer nicht gerade im Skiurlaub ist, muss zwischen den Jahren Vertretungsschichten schieben. Oder ist von Weihnachten noch so vollgefressen und/oder verkatert, dass er/sie es gerade noch vom einen Ende der Couch zum anderen schafft.
Irgendwie habe ich es trotzdem geschafft, ein paar selbstlose Menschen zusammen zu trommeln, sodass der Umzug irgendwie zu schaffen sein wird. Zwei Hänger sind organisiert, wir werden voraussichtlich mit einer großen Tour auskommen.
Im Internet habe ich 30 Umzugskartons bestellt und dabei festgestellt, dass die Praktiker-Rabatt-Aktion die größte Verarsche auf diesem Erdball ist.
Jetzt beschäftige ich mich mit der Essens-Frage für den Umzugstag. Pizza oder Cateringservice – wenn letzteres, eher was Offizielles oder doch lieber Heavys Mama? Während man ein Umzugsunternehmen mit Trinkgeld abspeisen kann, möchte man liebgewonnen Helfer-Freunden irgendwie anders die eigene Dankbarkeit zeigen. Also habe ich meine Liste um die Punkte „Catering und Getränke (vorzugsweise Bier!) für Umzugshelfer“ ergänzt.
Dank Heavys engmaschigem Partyweihnachts-Probenplan wird der Dezember nun ein Monat der Organisationsjonglage. Ganz so einfach ist es nicht, „mal eben ein paar Kisten oder Möbel in die neue Wohnung“ zu bringen, wenn Beide lange arbeiten, man auf die Wochenenden angewiesen ist und einer von Beiden an zweien von den drei bevorstehenden nichtmal verfügbar ist.
Zur Krönung des Ganzen fahren meine Eltern zwei Tage vor meinem Umzug in Urlaub – es stehen noch Möbel auf deren Dachboden. Außerdem ist Papa der einzige Mensch auf diesem Planeten, der die Unannehmlichkeiten meiner Treppe für eine spannende Herausforderung hält und es liebt, dort mit Möbeln Tetris zu spielen. (Man stelle sich vor, dass meine Couch bei deren Anschaffung, auseinander geschraubt, senkrecht in den ersten Stock befördert wurde – weil es anders nicht ging!!)
Nun ist ganz viel Baldrian, Yoga und Autosuggestion gefragt, um in den nächsten Wochen keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
Aber vielleicht irre ich mich auch, und meinen lieben verpeilten Musikerfreunden wird es gar nicht schwer fallen, den Elefanten (die Couch) durch das Nadelör (die Treppe) zu schieben.
Zur Entspannung Kekse backen bringt mich jedenfalls kein Stück (mehr) weiter.
Ich werde es halten, wie mir eine Freundin in diesen Tagen geraten hat: Schreibe einfach „nettes Chaos“ mit auf deine Liste zum Abarbeiten.
Und dann freue ich mich auf den Moment, wo ich am 28.12. abends den Haken setzen kann und festellen, dass wenigstens ein Punkt gelaufen ist wie er „geplant“ war. ;-)